Über den Unterschied zwischen Gedanken und Ideen

Hi, Leute.

Setzt euch erst mal.

Alles klar. Wie war das Wochenende? Gut? Ja?

Fein.

Heute möchte ich kurz mit euch über etwas reden, was viel zu selten thematisiert wird in der Metropolregion: den Wettbewerb von Ideen. Ich erinnere mich, wie ich einmal in einer fränkischen Agentur vorgeschlagen habe, wir könnten dem Kunden statt der einen bestellten Anzeige doch zwei schicken (wir hatten zwei Ideen), damit der Kunde sich dann für die ihm genehmere entscheiden könne. Mit diesem wirklich harmlosen Plan ging ich in die Mittagspause, und als ich zurückkam, platzte mir der Kragen:

Im Besprechungsraum (der ganz in Grün gehalten war), saßen haufenweise Leute um einen Tisch, CDs, Berater, Grafiker, und die Diskussion drehte sich um die Frage, ob man das wahrhaftig wagen konnte: einem Kunden zwei Anzeigen zur Auswahl zu schicken.

Ich blaffte herum (nicht zuletzt, weil bei dem Entwurf der einen Anzeige wieder der lustige dicke Stirnbandträger im Feinrippunterhemd zu sehen war, der damals der Inbegriff eines lustigen Motivs war und den ich mindestens schon eintausend Mal verworfen hatte). Nicht, dass ich was zu sagen gehabt hätte. Ich war ein normaler Texter, aber ich war wenigstens normal. Ich sagte, ja, das sei wieder so typisch für diesen Laden, keiner habe die Eier (ich hoffe, ich habe auf dieses Stereotyp NICHT zurückgegriffen), etwas zu „wagen“ (meine Zeigefinger kratzten Anführungszeichen in die Luft), und später stünden sie dann am Kopierer und heulten herum, dass in dieser Agentur jede Form von Kreativität blockiert und unterdrückt werde.

Ich geh jetzt nicht in die Details. (Der Seitenhieb mit dem Kopierer bezog sich auf einen der CDs, der mir ein paar Tage zuvor am Kopiergerät sein Leid geklagt hatte. Zurecht und nachvollziehbarerweise, aber was sollte ICH tun?) Das war nur eine Anekdote, die verdeutlichen sollte, dass man entweder schreiend unsensibel oder vorübergehend plemplem sein sollte, wenn man vorhat, in der Werbung etwas zu bewegen. Wenn man aber sagt: „Ich fliege einfach ein paar Meilen unter dem Radar und verzichte auf Abende im Kreise meiner Familie“, dann wird man als Grafiker oder Texter sein Auskommen finden.

Was sicher keine Idee ist, aber todsicher ein Gedanke.

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Nando