„Mittelstandwerbung“ ist ein Wort mit der Strahlkraft von „Leberkässemmel“: Wenn’s mal gar nicht anders geht — okay, her damit …
Aber Glamour? Xing hat mehr Glamour!
Mittelstandsmarketing besteht aus Mittelmaß in der Exekution (ein in diesem Fall traurig treffender Terminus technicus) und dem Wahn, jeder da draußen sei dümmer als der Mittelständler. Die Glühbirne ist im Mittelstandsmarketing das, was im Stilleben der Totenkopf ist. (Sie ist auch mit der gleichen Substanz gefüllt.) Ich hab es mir mal mit einem Creative Director aus der Mittelstandswerbung verdorben, indem ich seine Glühbirne zu killen versuchte: vergeblich. Die Glühbirne blieb, ich wurde Stunde um Stunde aus der Agentur herausgerechnet.
Allerdings hat die Münze auch eine Kehrseite. Den Mittelstand könnte man fast als die „malaise allemande“ bezeichnen, und wie jede Krankheit hat auch diese die Tendenz, sich auszubreiten. Wann haben Sie z. B. das letzte Mal ein Briefing erhalten, das mehr war als eine Bewerbung für einen Aufenthalt in der Nervenklinik? Eben. Und das ist eben Mittelmaß plus Wahn = Mittelstand.
Er ist allgegenwärtig, im Mercedes-Spot, der aussieht wie eine Werbung für VW, genauso wie in der 44. Check-24-Attacke beim Fußballgucken.
Alles ist groß und bunt und laut und leise und grau und klein.
Hand aufs Herz: Es gibt keine Alternative mehr zum Mittelstand. Das gut gemachte Nichts ist unser Schicksal. Da keiner mehr eine Idee hat, haben alle plötzlich einen „purpose“. Feigheit mit stolzer Miene, Leisetreterei mit Lautsprecher, Greenwashing mit schmutzigen Händen — etwas Besseres finden wir nur noch in unseren Träumen.